Impressionen des Festivals als Video:
Hier der tolle und vor allem authentische Festival-Bericht von Lars:
„Ich muss durch den Monsun
Hinter die Welt
Bis ans Ende der Zeit
Bis kein Regen mehr fällt…“
HOW I SURVIVED THE „HURRICANE“
Um es gleich mal vorwegzunehmen: Ich hasse Camping! Ich hasse Menschenaufläufe! Ich hasse Dreck! Wenn das nicht mal 3 Gründe sind, um das 3tägige Erlebnis „Hurricane Festival“ in Angriff zu nehmen, also dann weiß ich es auch nicht. Tja, Augen auf bei der Geschenkeannahme. Ich habe die Karte noch freudestrahlend letztes Weihnachten entgegengenommen. Und schon war es soweit: Aaaargh…;-)
Aber verdammt: Ich liebe MUSIK und von den JUNKERS inkl. LAURA habe ich ja auch bisher nur Gutes gehört. Also starteten die 5 Freunde in ein neues Abenteuer gen Scheeßel. Und alles schien in Ordnung zu sein: Eine Hinfahrt, die ist lusig, eine Hinfahrt, die ist schön. Noch ahnten wir nicht, dass es die Ruhe vor dem Sturm war. Typische Geplänkel zwischen Till und seinem Vater, Lauras Hintern, der mit seiner Sitzgelegenheit nie richtig zufrieden war, meine leichte Aufregung vor dem laaaaaaaangen Wochenende und Jaspers Versäumnisse, die Schilder rechtzeitig zu lesen waren gegen das, was kommen würde ein Furz, der nicht mal riecht. „Sind wir schon da?“ „Sind wir schon da?“ „Sind wir schon da?“
Am frühen Nachmittag kamen wir an. Meine Stimmung wurde gelöster. Das Wort „Gummistiefel“ nahm ich noch nicht in den Mund. Der Campingplatz war schon sehr gut gefüllt. Überall stiefelten schon Leute herum, die trotz einigem Dreck und Regenkleidung entweder irgendwie stylisch aussahen oder wunderbar angetrunken abgewrackt. Ich war mit meiner langen Hose ein Fremdkörper. Alle trugen kurz, die Frauen meistens Jeans-Hot-Pants, egal welche Figur, da rein gezwängt werden musste. Es regnete nicht, die Sonne knallte nicht, aber die Schwüle kam immer mehr zum Vorschein. Der Wohnwagen wurde so gut es geht wohnlich hergerichtet; die „Liebeshöhle“ für Till und Laura, genannt Zelt, aufgebaut. Ich vertraute weiterhin auf meine Sneakers. Erstmal zu Penny, um uns mit Proviant einzudecken. Auf dem Weg dorthin konnten wir uns einen ersten Eindruck von einem der Zeltplätze machen. Schlamm, Pfützen, mehr Schlamm, mehr Pfützen. Das erste Unwetter von der Vornacht hat gut vorgearbeitet. Wir hielten uns kurz auf dem Gelände auf, sahen eine sehr schlechte Band: Zebrahead waren eine Mischung aus Geschrei und schlechter Billy Talent meets Green Day-Musik. Bier und Fast Food mussten sein. Dann erst mal weiter zum Einkaufen. Und ich Dummerchen dachte, Hey, gehen wir schnell zu Penny rein….Denkste…auch da hieß es: Hinten anstellen. Derweil sahen wir die typischen 15 Minuten-Ruhm-Idioten, die sich mit nacktem Oberkörper in die Pfützenfluten stürzten. Warum konnte nicht wenigstens eine Frau dabei sein. Egal, wir waren an der Reihe, konnten uns auf die Lebensmittel stürzen. An der Kasse gegenüber erlebten wir dann ein weiteres Naturspektakel. Ein, um es vornehm auszudrücken, überfettes, alkoholisiertes Drecksschwein wollte gar nichts kaufen, sondern nur ein Autogramm der Kassiererin haben und platzierte seine Mega-Wampe auf den Kassentisch. Lecker. Später wankte dieser bedrohlich hin und her aber anscheinend mit einem Ziel vor Augen. Respekt. Es begann zu regnen. Wieder zurück im Wohnwagen hieß es vom örtlichen Radiosender, dass sich die Tore zum Festivalgelände erst später öffnen würde. Die ersten Bands wurden gecancelt. Blitz und Donner sei Dank 🙁
Und dann fröhnten wir dem, was noch zur Gewohnheit werden sollte: Abwarten im Wohnwagen! Mit Musik vom Camp-Sender und kurzweiligen Unterhaltungen. Reinhold freundete sich natürlich sofort mit den Camp-Nachbarn an. Und dann der erlösende Moment: Das Unwetter verzog sich und die Konzerte konnten beginnen. Und meine Füße machten nach ca. 35 Jahren wieder Bekanntschaft mit Gummistiefeln, welche das höchste Luxusgut auf dem Festival werden sollten. Der Weg zum Gelände kam mir plötzlich länger vor. Des Wandern ist des Campers Lust. Der Schlamm war mehr und tiefer geworden, die Pfützen bildeten kleine Teiche. Aber es regnete nicht mehr und ANNENMEYKANTEREIT warteten schon. Selten so eine Vorfreude auf ein Konzert gehabt. Noch ein wenig GENETIKK und dann ging es los. Noch nie hat die kleine aber feine Band vor soviel Publikum gespielt. Und die Euphorie war groß. Ohne das irgendein Bandmitglied die Leute zum Mitklatschen animieren musste, wurde ungebremst mitgemacht, mitgesungen und der Spaß, die Freude war sowohl bei der Band als auch bei der Meute davor zu sehen, zu spüren. Und ich mittendrin. Ich war selig. Es hatte sich gelohnt. Danke Reinhold. Und die Gänsehaut kam, ich kam…und alle kamen und sangen: „Es tut mir leid, Pocahontas, ich hoffe, Du weißt das…“. Danach kam der Hunger. Und so hieß es stapfen, im Schlamm feststecken, sich mehr als sportlich betätigen, um von Ziel zu Ziel zu kommen. Der Boden wurde immer tiefer. Die Fressbuden wurden dennoch erreicht. Zum ersten Mal pfiff ich mir Sweet Potato Fries rein. Sehr teuer aber auch sehr lecker. Spät in der Nacht gab es dann noch 7 Euro-Gyros. Pfui Teufel, war das eklig. Selten so einen überteuerten Dreck zu mir genommen. Auf der Mainstage wurde währenddessen mit zu vielen Böllerschüssen RAMMSTEIN begrüßt. Pryros überall und Till Lindemann wieder so schön ernst. Dazu der mal nette, mal gute, mal unfassbar schwachsinnige Industrial Rock. So viel Feuer auf der Bühne auch gezündet wurde, irgendwie ließ mich das Konzert kalt. Klar, die Show war bombastisch aber als dann der Lindemann provozierend sich einen Sprengstoffgürtel anzog und sich hinter Nebelschwaden für alle in Scheeßel und darüber hinaus hörbar in die Luft sprengte, war die Show keine Show mehr. Selten so eine Scheiße erlebt. Mir drehte sich der Magen um und der Gyros kam mir schon bis zum Hals. Und so folgte ich der Jugend, ich arbeitete mich zu einer anderen Bühne vor, während Jasper und Reinhold schon den Heimweg angetreten waren. Und dann wurde der alte Onkel noch mehr in die Welt des Hip-Hops, des Raps, des ironieunfreien Singsang gezogen. TRAILERPARK und K.I.Z. wussten zu gefallen. Spielerisch, witzig und mit musikalischer Qualität brachten sie die Leute in ihren Bann. Ich schaute mich um, sah tanzende Menschen, die jede, aber auch wirklich jede Textzeile mitsingen- und sprechen konnten. Respekt. Ich war schlichtweg begeistert und Till & Laura sowieso.
Um ca. 3:30 Uhr ging es zurück zum Wohnwagen. Zurück zu der Gewissheit, dass ich mit zwei weiteren Personen im kleinsten Wohnwagen ever nächtigen muss, während Till & Laura sich es in ihrem Zelt schön gemütlich machen konnten. Dort angekommen zwängte mich aus meinen Gummistiefeln und schließlich mit Taschenlampe bewaffnet ins Bad, oder sollte ich besser sagen: Zu klein geratene Abstellkammer. Katzenwäsche war angesagt. Drehte ich mich in dem Raum, musste ich die Tür dabei aufmachen. „Wohnst Du noch oder lebst Du schon?“ – Ich glaube, weder noch. Und dann ging es ab in die Koje, wo Jasper und Reinhold schon pofften. Ich quetschte mich neben die zwei, hatte Rücken und konnte dann doch immerhin 3 Stunden am Stück schlafen. Um 8 Uhr morgens ging aber nichts mehr. Steif da liegen war wohl doch nicht so meins und so eiferte ich den Hip-Hip-Helden von letzter Nacht nach:
Der eine furzt, der andere schnauft
der eine steht zu früh auf, der andere wälzt sich auf mich drauf
Nur nicht lamentieren, nehme ich das Abenteuer Wohnwagen lieber in Kauf
Und so mampfte ich zum verfrühten Frühstück meine Croissants, hörte Camp-Radio und schaute Reinhold dabei zu, wie er Bürgermeister-like seine Nachbarn begrüßte und irgendwie ausgeschlafen aussah, während Jasper versuchte, es ihm gleich zu tun. Die Cowboyhüte hatten beide schon wieder auf und meine Friese sah ungeduscht sicherlich noch besser aus. Und dann begann es zu regnen und alles war vertreten. Wasser von oben, von der Seite, von unten. Und der Starkregen übertraf sich noch. Und das Gewitter hatte auch wieder Lust, mitzumachen. Und die Gewitterzelle war dann auch noch genau über Scheeßel und im Camp-Radio wurde darum gebeten, bitte entweder im Wohnwagen oder im Auto auszuharren. Diese Aussage kam ungefähr alle 5 Minuten. Noch war nicht davon die Rede, dass es wieder Festivalausfälle zu vermelden geben würde. Und so schwang bei all dem schlechten Wetter und meiner Morgemuffeligkeit immerhin noch ein wenig Vorfreude auf die Samstags-Bands mit. Till & Laura waren übrigens längst vom Zelt ins Auto übergegangen und konnten doch tatsächlich auch dort schlafen. Die ersten Bands wurden wieder gecancelt; der Einlass um 2 Stunden verschoben. Und ich war gefangen in einem niederländischen Urlaub, im Wohnwagen, während der Regen seine fieseste Fratze zeigte. Und komischerweise hatte ich dann irgendwann die Santa Maria-Melodie von Roland Kaiser im Kopf und sang: „Campen im Wohnwagen. Insel die aus Stürmen geboren“ Ich war mittendrin in einem Mash-Up aus Conny Reimanns Auswanderersoap und Stephan Kings „Under the dome“. Ich war unter einer Glocke, bekam von der Außenwelt nichts mit. Es wurden immer mehr Konzerte abgesagt, während Till & Laura sich zu uns gesellten. Und so saßen wir da und warteten und warteten. Rückblickend weiß ich gar nicht mehr, wie wir den Morgen, den Mittag, den Nachmittag, den frühen Abend eigentlich hinter uns brachten, obwohl wir nur im Wohnwagen sitzen konnten. Schließlich wurde der gesamte Festivaltag abgesagt. Am Abend wollten speziell Till und ich dann aber dem Regen strotzen und machten uns mit den anderen im Schlepptau auf den Weg in die wahren Katastrophengebiete, den Zeltplätzen. Land unter war noch milde ausgedrückt. Aus den Pfützen sind Seen geworden. Schilder wurden aufgestellt: „Nichtschwimmerbereich“, „Bitte nicht vom Beckenrand springen“. Die Gummiboote kamen zum Einsatz. Zerstörung, Dreck, Müll und trotzdem lachende, humorvolle Zeltbesitzer. Hut ab. Und irgendwie wurde ich animiert, zumal immerhin ein DJ ein paar Songs zum Besten gab und tanzte im Regen, im Matsch und…ja genau…lächelte. Polen und Schweiz duellierten sich währenddessen auf der Großleinwand im Viertelfinale der Fußball-EM. Und Till hielt alles auf zigtausend Bildern fest, war quasi der Kriegsfotograf, während ich ja jetzt gerade als Kriegsberichterstatter agiere. Aber eigentlich fungierten wir alle 5 wie der Kanzler vor mehr als 10 Jahren beim Oderbruch, der dann vor Ort bei der ganzen Flutkatastrophe einfach mal sagte: „Man, hier sieht das aber aus“ und wenig später mit dem Helikopter wieder in Sicherheit flog. Und dennoch oder gerade deswegen: Der Samstag wurde doch noch erträglich und irgendwie cool, zumal ich spätabends mit meinen 4 Freunden im sicheren Wohnwagen bei Kerzenschein und guter Musik saß und über Gott und die Welt plauderte. Seltsamerweise blieb ich sowohl Freitag als auch Samstag nüchtern; nur 4 Bier auf 2 Tage verteilt, obwohl das alles wohl mit ordentlich Alk im Blut viel, viel lustiger geworden wäre. Aber ich wollte wohl in einer Welt, die mir irgendwie suspekt und vor allem neu war, nicht betrunken sein. Ich war übervorsichtig und sicherlich sehr unsicher. Oder wollte ich nur dem berühmt berüchtigten Bierschiss aus demWeg gehen? Zum Glück hatte ich noch nicht das Bedürfnis, kacken zu gehen. Der Magen machte noch mit. Reinhold hingegen weihte das klitzekleine Katzenklo ein und setzte ein ordentliches Ei in die Schüssel. Später briet er noch Fleisch in der kleinen Kochnische. „Aber all das muss doch in dem kleinen Wohnwagen unwahrscheinlich riechen, wenn nicht sogar stinken“ – „Nö, gar nicht“. Aber zurück zu etwas wohltuendem:
Da Reinhold nichts fremd war, konnte er in aller Ruhe und Souveränität sein Gras rauchen und Jackie-Mischen trinken. Und Till, Laura und Jasper waren ohnehin nie die Säufer vor dem Herrn und schon gar nicht vor dem Vater. Bis 1:30 Uhr saßen wir Waltons-mäßig beieinander, ohne TV, ohne Handy-Netz und konnten uns trotzdem gut verstehen. Und die letzte Nacht war dann auch nicht mehr so strapaziös, vielleicht auch deswegen, weil ich wusste, dass es die letzte war und das Wetter für Sonntag sensationell gut werden sollte. Gute Nacht John-Boy. Gute Nacht Mary-Elisabeth.
Guten Morgen, Guten Morgen, Guten Morgen Sonnenschein. Obwohl Reinhold wieder mal meinte, dass in frühester Morgenstunde die Nacht vorbei wäre und gefrühstückt werden müsste, war ich nicht müde und voller Tatendrang. Na ja, fast. Katzenwäsche Teil 2 stand an. Meine Rosacea hielt sich trotzdem weiter zum Glück bedeckt. Meine fettigen Haare sahen doch immerhin Festival-like aus. Und während um uns herum Trecker ein Wohnmobil/ Auto nach dem anderen aus dem Schlamm zog und dann auch noch ein Trecker einen Trecker, der ein Wohnmobil aus der zum Gülle-Acker gewordenen Wiese rettete, genossen wir die ersten Sonnenstrahlen und die wunderbare Trockenheit und dass das Festival heute wie geplant stattfinden konnte. Yippie, Yippie, Yeah!!! Chips auf dem Boden, voll gestellter und dreckiger Tisch im Holland-Haus. Nichts konnte mir plötzlich egaler sein. Lass uns gehen, lass uns gehen, lass uns gehen – zum Festivalgelände. 10 Stunden Freude warteten auf uns. Der Wohnwagen wurde dann aber doch auf Vordermann gebracht, alles schön aufgeräumt und alles weggepackt, so dass einer Heimfahrt direkt nach den Konzerten nichts mehr im Wege stehen konnte, sofern der Allradantrieb von Reinholds Wagen der Gewinner hinsichtlich der metertiefen Treckerspuren sein würde.
Punkt 14 Uhr machten wir uns auf den Weg, ein letztes Mal, mit Gummistiefeln aber ohne Regenjacke, zusammen mit zig Tausend anderen, die ebenfalls durchgehalten haben (denn es waren nicht wenige, die Samstag aufgegeben haben und ihre Zelte im wahrsten Sinne des Wortes abbrachen). Am Eingang angekommen, sahen wir schon von außen, dass die Feuerwehr und das THW ganze Arbeit über Nacht geleistet hatten. Es wurden zig Liter Wasser abgepumpt. Hey, wir hatten hier und da sogar festen Untergrund, es war gar nicht anstrengend, über das Gelände zu laufen. Hallelujah. Und Till hatte für mich gleich den ersten musikalischen Konzerttipp parat. Die Newcomer OH WONDER spielten ein wunderschön gechilltes Set in der frühen Nachmittagssonne. Und endlich stand mal eine Frau auf der Bühne, sah zudem noch unwahrscheinlich gut aus und sang wie ein Engel. Herrlicher Pop, der Lust auf mehr machte. Für mich hieß es heute Stage-Hopping. Musste alles aufsaugen und meine Lieblinge spielten.
Zuerst ging es mit Till und Laura zur Mainstage, wo THE SUBWAYS nur zu dritt den Punk verdammt energiegeladen an die abertausend Zuschauer weiterreichten: „You’re my little Rock’n Roll queen“. Langsam bekam ich sogar einen Sonnenbrand. Der Wetterkontrast zu Samstag konnte kaum größer sein. Und die Leute um mich herum waren so wunderbar ekstatisch. Eine Wonne der Harmonie machte sich breit. Festivalpublikum ist echt eine Wucht. Und ich war Teil davon. Nur warum nutzte ich das nicht für eine Kennlerntour hinsichtlich Frauen? Es gab ja nun wirklich nicht wenige, die eine tolle Ausstrahlung und ok, einen geilen Arsch in den Jeans-Hot-Pants hatten. Nun gut…es stand erst einmal der musikalische Höhepunkt an. BOSSE rockte wohl bis zu 60.000 Menschen. Und er verstand es wieder einmal, so authentisch wie möglich zu sein, so dass uns allen klar war, hey, das ist einer von uns. Er bedankte sich bei allen, die den letzten Tag überhaupt möglich gemacht haben, kannte sogar 2 der Treckerfahrer von früher, bedankte sich bei uns fürs Durchhalten. Und seine Lieder sind mir immer wieder so nah. Und er war nah am Heulen, weil alle minutenlang seinen Namen skandierten. Und für alle Hip-Hop-Kids stellte er das Akkordeon vor. Jung und alt feierten seine Lieder. Es war tatsächlich mal wieder die SCHÖNSTE ZEIT. Zwischendurch schaute ich mir noch Oasis aus Austria an: WANDA. Sehr schön rotzig und voller Romantik shoegazten die Gitarren. Eine der Bands, die ich schon immer mal sehen wollte. Häkchen dahinter. Danke.
Danach musste es schnell gehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurde das Achtefinalspiel zwischen Deutschland und der Slowakei gezeigt. Till, Laura, Jasper und ich rannten rüber, da brannte schon ohrenbetäubender Jubel auf. Es machte BOA-PENG. Jerome schoss bereits nach 8 Minuten das erste Tor. Aber Laura fragte mich, ob nicht vielleicht auch ein Tor für die Slowakei gefallen sein könnte. Richtig, es sind ja doch mehr Slowaken vor Ort. Während Till und Laura unverständlicherweise dann doch keine Lust auf Fußball hatten, schauten Jasper und ich mit ca. 10.000 anderen den Sieg für DE. Mein Sonnenbrand brannte, egal. Ein Schwuler sprach mich an, zeigte auf Jasper: „Hey, der kleine sieht ja so schön unverbraucht, so wunderbar jungfräulich aus“. Jasper guckte verduzt. Der Schwule weiter zu mir: „Gehört der zu Dir?“. Ich meinte nur kurz und knapp: „Ja“ – „Da hast Du ja Glück gehabt und hey, wollte dem kleinen nicht zu nah treten, der schaut ein wenig ängstlich“ Und ich nur: „Wieso, das was Du gesagt hast, war doch ein Kompliment für ihn“. Wir beide mussten lachen und Jasper schaute weiter verduzt. Nach dem Spiel ging es dann wieder zusammen mit Till und Laura zurück zu den Bühnen. Wo war eigentlich Reinhold? Blödsinnigerweise wählten wir als Treffpunkt den Becks-Stand bei der Blue Stage aus. Da das Hurricane-Festival aber von Becks präsentiert wird, gab es ja nur ca. 100 Becksstände rund um das Areal. Reinhold sah ich an dem Tag im übrigen nicht wieder. So ein Treffpunkt am Riesenrad wäre da doch klüger gewesen. Denn das ist eigentlich relativ gut erkennbar und das Gerät gibt es nur einmal auf dem Gelände. Nur fürs nächste Mal. Ich musste schon wieder weg, zum nächsten Konzert. BLOC PARTY bespielten die Main Stage. Jasper ging bereits schon wieder zurück zum Wohnwagen. Der jüngste, somit wohl agilste war müde. Und ich mit meinen ganzen Wehwehchen und zu wenig Schlaf hielt durch. War schon stolz auf mich. Laura und Till fuhren derweil ganz verliebt Riesenrad und dabei kamen natürlich großartige Fotos zustande. Sie fanden dann sogar noch Reinhold; aber auch ihn hielt es nicht mehr auf dem Festival. Komisch. Dafür waren wir doch da. Apropos: Bloc Party waren sozusagen meine Verschnaufspause. Bierchen hier, Burger („nur“ 8 Euro) da und dazwischen ein paar Fotos mit wildfremden Menschen, auf denen ich als feiernder, gut gelaunter Typ engagiert war. Gerade ich. Aber es funktionierte, vielleicht weil ich mich wirklich wohl fühlte. Und Bloc Party spielten meine Lieblingssongs. Und ich atmete tief durch, sah eine wunderschöne Frau neben mir, die mich anlächelte, die ich anlächelte. Immerhin. Der Abend neigte sich dem Ende, nicht aber die Konzerte. DEICHKIND vereinten so viele Menschen wie nie zuvor bei der Blue Stage. Puh. Sauflieder im hochwertigen Stil. Hut ab. Ohne Frage, die 90er Jahre-Hip-Hop-Lieblinge sind Weltstars geworden. Und obwohl ich fast ganz hinten stand, war es immer noch laut genug und die Leinwände waren gut einsehbar – Like mich am Arsch, Arbeit nervt, Bon Voyage!!!
Till, Laura und ich waren um 23 Uhr verabredet, trafen uns beim Riesenrad. Hah, hat gleich geklappt 😉
Das letzte Konzert stand an. Zu dritt wollten wir uns MUMFORD & SONS nicht entgehen lassen. Und ca. 70.000 hatte die selbe Idee. Bosse hatte gut vorgelegt. Aber die Jungs aus England setzten fast noch einen drauf. So einen mitreißenden Gig habe ich selten erlebt. Till und Laura stimmten mir ohne Wenn und Aber zu. So pathetisch aber so genial. Der Schweiß der Band verband sich quasi mit unserem. Das war einmalig. Und dazu hatten eine Frau, die mich darum bat, sich vor mich zu stellen, weil ich ja dann doch eher ein weißer Leuchtturm bin, und ich keine Berührungsängste. Also ich erst schon. Aber sie nahm mir ziemlich schnell jegliche Furcht. Kleine intimere Berührungen und schon hatten die Songs von Mumford & Sons gleich ein ganz anderes Kaliber. Die Stimmung war schon sehr ausgelassen: I WILL WAIT, I WILL WAIT FOR YOU. Nichtsdestotrotz war ich dann irgendwann wieder allein, allein unter 70.000. Lieb, dass Till & Laura immer wieder nach mir schauten und mich in ihre Mitte nahmen. So euphorisch ich auch war. Die Melancholie mochte nie gehen. Ach, so oder so, der letzte Festivaltag war ein einziger magischer Moment, der sich wunderschön in die Länge zog.
Um 0:15 Uhr ging es los, nach HAUSE. Kurz bevor wir in unsere Campstraße bogen, hielt uns Conny Reimann, ähm, Reinhold davon ab. Er kam direkt auf uns zu, meinte nur kurz und trocken: „Mitkommen“. Er hatte schon ganze Vorarbeit geleistet; hat sich mit Jasper aus dem Morast befreit und sein Auto samt Wohnwagen in ein nahegelegenes sicheres Waldstück parken können. Und immer wieder Hut ab, Reinhold.
Tja, und schließlich ging es gen Heimat. Eine Rückfahrt, die ist lustig, eine Rückfahrt, die ist ermüdend. Umleitungen sorgten dafür, dass wir erst um ca. 3:30 Uhr zuhause ankamen. Und ich hatte wegen zu großer Erschöpfung doch glatt vergessen, mich bei meinen 4 Freunden mehr als zu bedanken, besonders bei Reinhold. Ich hasse Camping! Ich hasse Menschenaufläufe! Ich hasse Dreck! Aber verdammt noch mal: Es war ein Abenteuer, welches ich niemals mehr missen möchte. IT WAS AWESOME. Nur erleben möchte ich all das mit dieser Wetterlage sicherlich nicht mehr. Habt Dank, dass ich mich quasi ins kalte Wasser geschmissen habt. Es war mir dann doch ein Fest, all das mit Euch erlebt haben zu dürfen. So, genug der Schleimerei. Es warteten 3 Dinge auf mich, auf die ich mich auch wie bescheuert freute: DUSCHEN, KACKEN, SCHLAFEN – JAWOLLO!!!
In diesem Sinne
Gut geROCKT und gute Nacht
Lars
Eine chaotische, aber sehr genaue Snapchat-Story des Wochenendes gibt es hier: